Seit dem Verbot der Neonicotinoide zur Saatgutbeizung im Jahr 2019 stellt der Krankheitskomplex der virösen Vergilbung (engl. Virus yellows disease (VY)) in Zuckerrüben ein zunehmendes Problem für den
europäischen Rübenanbau dar. VY wird durch Blattlaus übertragbare Viren verursacht. Namentlich sind dies beet yellows virus (BYV, Closterovirus), beet mosaic virus (BtMV, Potyvirus), beet mild
yellowing virus (BMYV) und beet chlorosis virus (BChV) (beide Polerovirus). Alle Zuckerrübe infizierenden Poleroviren tragen ein viral genome-linked protein (VPg) (Stevens et al. 2005), welches
in seiner Funktion als mRNA-Cap-Analogon für die Translationsinitiation postuliert wird. Für Potyviren konnte mehrfach gezeigt werden, dass das VPg mit verschiedenen eukaryotischen Translations-
Initiationsfaktoren (eIFs) der Wirtspflanzen interagiert (Truniger & Aranda, 2009). Sollte die VPg-eIF-Interaktion nicht mehr möglich sein, so führt dies zu einer rezessiven Resistenz. Erste Studien in
Arabidopsis thaliana lassen vermuten, dass dieser Resistenzmechanismus auch für Poleroviren angewendet werden könnte. Allerdings benötigen selbt nahverwandte Viren unterschiedliche eIFs als
Interaktionspartner (Reinbold et al., 2013). Zusätzlich kann dasselbe Virus in verschiedenen Wirtspflanzen unterschiedliche eIFs als Interaktionspartner benötigen (Jiang & Laliberté, 2011). Eine
Übertragung der bisherigen Erkenntnisse auf Zuckerrüben ist somit nicht möglich. Unter Verwendung eines Hefe-Zwei-Hybrid-Assays (YTH) und der bimolekularen Fluoreszenzkomplementierung (BiFC)
wurden Zuckerrüben-eIFs auf die Interaktion mit BMYV (& BChV) sowie BtMV VPgs untersucht. Aktuelle Ergebnisse dieser Protein-Protein Interaktionsstudien weisen auf multiple eIF-VPg
Interaktionen innerhalb des Wirtssystems der Zuckerrübe hin. So konnten bisher Interaktionen der VPgs mit den funktionell redundanten eIF(iso)4E, eIF4E und eIF4E-like der Zuckerrübe bestätigt
werden. Augrund der funktionellen Redundanz sollen Ansätze für eine Domänencharakterisierung geliefert werden, um eine Implementierung, natürlicher Variationen der eIFs, im Züchtungsprozess zu
ermöglichen.